Eines Tages blind

Sollte ich eines Tages blind sein,
Wüsste ich nicht, wie man
Tee aufgießt,
Ohne zu sehen, wie er überfließt.
Ich hab mir niemals
Die Finger verbrannt.
Manchmal den Mund –
Doch das hat niemand erkannt.

Sollte ich eines Tages blind sein,
Wär mir nicht klar, wie die
Zeit vergeht,
Während man stumm allein im Dunkeln steht.
Ich hab noch nie die
Orientierung verlor’n,
Bin nie verschollen,
Ich lief nur immer nach vorn.

Sollte ich eines Tages blind sein,
Hätte ich mir nie
Direkt ins Auge gesehen
Und würd’ darum nie verstehen,
Warum ich bin, wie ich bin:
Ein Mädchen ohne (Seh-)Sinn.

Sollte ich eines Tages blind sein,
Möchte ich Farben schmecken
Und meinen Tastsinn entdecken.
Damit ich so weit bin dann,
Fange ich heut’ damit an.

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