„Du bist wunderschön!“, flüsterte er und strich ihr sanft über das Haar.
Ihre Angst wurde kleiner und kleiner, bis sie einem Vogel glich, der flatternd am Horizont verschwand.
Seine Nähe gab ihr Sicherheit und das Zittern ihrer Hände war nur die Aufregung darüber und über seinen Geruch und die großen Hände, mit denen er ihren Körper wiegte.
Das Dunkel verschwamm, der harte Boden wurde wärmer, wenn auch nicht weicher, aber auch das war nur eine Frage der Zeit.
Er war so nah, dass sie seinen Herzschlag hören konnte. Ganz regelmäßig, nicht aus der Ruhe zu bringen. Er war sich seiner Sache so sicher, dass es nichts gab, was ihn hätte aufregen können.
Reframing, geisterte es ihr durch den Kopf, „versuchen Sie, für jede Situation eine positive Variante zu finden, die das Negative in den Hintergrund drängt.“
Es war kühl hier, doch das beruhigte nur ihren schweren, heißen Kopf.
Es war dunkel, so dunkel, als wären ihre Augen zugeklebt worden, doch das minderte nur ihre Angst vor dem, was sie sehen könnte, wenn sie sehen könnte.
Es war stickig, es roch nach Schimmel, nach Exkrementen und … Blut? Konnte das der Geruch ihres Blutes sein? Doch sein Geruch war stärker, durchdringender, wie der Geruch eines Tieres, das Beute witterte; Beute erlegt hatte.
„Ich werde dir nicht wehtun“, raunte es an ihrem Ohr, als sie hörte, wie er mit etwas hantierte, das sie nicht sehen konnte, weil um sie herum alles dunkel blieb, für immer dunkel bleiben würde.
„Ich tue alles für dich, weil ich dich liebe.“
Sie spürte etwas Kaltes an ihrem nackten Körper. Etwas Scharfes ritzte in ihre Haut. Eine warme Spur rann ihre Brust entlang, ihren Bauch, weiter und weiter. Könnte sie sich bewegen, hätte sie danach gegriffen, hätte ihr Leben festgehalten, es umklammert und nie wieder losgelassen, doch ihre Arme waren bleischwer und ihr Kopf wurde leerer, ihr Herz kälter, ihre Seele verblasste wie der Vogel, der komplett mit dem Horizont verschwamm.
„Wir haben sie hier in dieser Höhle gefunden“, sagte der Kommissar und zückte einen Notizblock.
„Nackte verstümmelte Frauenleiche“, las er vor, „diverse kleine Schnitte ab dem Hals abwärts, zwei Finger abgetrennt – vermutlich als Trophäe behalten, da nicht auffindbar –, offensichtlicher Triebmord und …“, er schluckte, „Anzeichen für Folter. Was für ein kranker Typ tut so etwas?“, fragte er tonlos und blickte ziellos in die Runde.
„Das ist Ihr Job, es herauszufinden“, sagte der Pathologe und spürte die beiden länglichen Gegenstände in seiner Hosentasche, nicht auszumachen unter seinem Schutzanzug.
„Das ist Ihr Job.“
